Afrikanische Schweinepest
Afrikanische Schweinepest: Seuche erreicht Tschechien - Das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung informiert (Stand 12.07.2017)
Am 27. Juni wurde erstmalig über den Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei zwei tot aufgefundenen Wildschweinen im Osten Tschechiens in der Region Zlin berichtet. Damit hat das ASP-Virus in der EU einen deutlichen Sprung nach Westen gemacht und ist bis auf 80 km an Österreich und ca. 300 km an die deutsche Grenze herangerückt, siehe auch Karte des FLI vom 07. Juli 2017.. Es ist bislang unklar, wie die Seuche über eine Entfernung von mehreren hundert Kilometern verschleppt wurde. Da der Fundort in Tschechien in der Nähe einer Ost-West-Fernverbindung liegt, wird derzeit eine Verschleppung durch Reisende oder Fernfahrer vermutet. Im Juli wurde eine weitere Ausbreitung der Seuche in der Wildschweinpopulation in der Region Zlin bestätigt.
In den von der ASP betroffenen -Regionen im Baltikum und in Ostpolen werden nach wie vor zahlreiche Nachweise bei Wildschweinen festgestellt. In Polen hat es im Restriktionsgebiet aktuell einen Ausbruch in einer großen Schweinehaltung gegeben und im Juni ca. 20 Ausbrüche in Hausschweine-Kleinhaltungen. Auch in Estland wurde das Virus in einer größeren Schweinehaltung nachgewiesen. Aus Russland und der Ukraine wird weiterhin über ASP-Nachweise beim Schwarzwild und in Schweinehaltungen berichtet.
Diese beunruhigende Entwicklung zeigt wie instabil die ASP-Situation derzeit insgesamt ist. Die Einschleppung der ASP nach Deutschland in die Wildschweinpopulation oder in die Hausschweinebestände hätte schwerwiegende Folgen für Jäger und Schweinehalter. Daher muss alles getan werden, um eine Einschleppung der Seuche zu verhindern. In diesem Zusammenhang wird dringend an die Einhaltung von Seuchen-Präventionsmaßnahmen appelliert:
- Von Jagdreisen in die ASP-Regionen wird dringend abgeraten, sie sind mit einem verantwortungsbewussten jagdlichen Handeln nicht vereinbar. Wird die Seuche durch Jagdreisende nach Deutschland verschleppt, so hätte dies nicht nur dramatische Folgen für die Wildschweinpopulation, sondern insbesondere auch für den gesamten landwirtschaftlichen Schweinesektor.
- Da das ASP-Virus in Blut, rohem Fleisch oder gepökelten oder geräucherten Fleischwaren über viele Monate haltbar ist, dürfen Fleisch und Fleischprodukte von dort nicht verbracht werden. Jagdtrophäen vom Schwarzwild aus betroffenen Ländern (Polen, Estland, Lettland, Litauen, Moldawien, Weißrussland, Ukraine, Tschechische Republik und auch Sardinien) stellen ebenfalls ein Einschleppungsrisiko dar. Auch ist eine Übertragung durch virusbehaftete Kleidung und Ausrüstung möglich. Daher ist eine Reinigung und Desinfektion bei voriger Anwesenheit in diesen Gebieten unbedingt notwendig.
- Eine wichtige Präventivmaßnahme ist eine wirksame Bejagung, die dazu dient, den Wildschweinbestand in Schleswig-Holstein deutlich zu reduzieren, wobei. Revierübergreifende Jagden verstärkt zum Einsatz kommen sollten. Insbesondere Frischlinge und Überläufer sollen erheblich stärker bejagt werden, denn die jährliche Überlebensrate der Frischlinge hat einen beträchtlichen Einfluss auf die Wachstumsrate der Population. Ziel sollte es sein 80 % der Frischlinge zu erlegen.
- Die Reviere sollten ganzjährig regelmäßig auf verendetes oder verhaltensauffälliges Schwarzwild kontrolliert werden. Proben von solchen Tieren, hierzu sind auch Tupferproben möglich, sollen unbedingt zur Untersuchung ins Landeslabor eingesandt werden.
- Bei Auffälligkeiten (mehrere Stücke Fallwild, abgekommene Tiere, mangelnde Scheu, besondere Merkmale an erlegten Stücken usw.) sind unverzüglich die Jagdbehörde und das Veterinäramt zu informieren.
- Für das Wildschweine-Monitoring sollen wie in den Vorjahren weiterhin auch Proben (in der Regel Schweißproben) von gesund erlegten Wildschweinen an das Landeslabor eingesendet werden.
- Um eine Einschleppung möglichst frühzeitig zu erkennen, werden Jäger mit Revieren, die benachbart zu Rastplätzen von Autobahnen und anderen Bundesfernstraßen liegen, gebeten möglichst von diesen Erlegungsorten Proben einzusenden.
- Das Krankheitsbild der ASP ist sehr variabel und ist nicht von der Klassischen Schweinepest und zahlreichen anderen Erkrankungen der Schweine zu unterscheiden. Eine sichere Diagnose kann ausschließlich im Labor erfolgen.
- Jagdlich aktive Schweinehalter müssen besondere Vorsicht walten lassen. Jeder direkte oder indirekte Kontakt von Hausschweinen zu Wildschweinen muss vermieden werden. Das Betreten des Schweinestalls nach der Jagd ist erst nach Duschen, Händedesinfektion und komplettem Kleidungswechsel möglich. Es soll kein Wildschwein auf dem Betrieb aufgebrochen werden und Schwarzwild anderer Jäger ist auf keinen Fall in die eigene Wildkammer aufzunehmen.
Weitere Informationen sind hier verfügbar:
http://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/T/tiergesundheit/afrikanischeSchweinepest.htm
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/afrikanische-schweinepest/
Quelle: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (Stand 12.07.2017)
Fragen und Antworten:
Was sind die Symptome der ASP?
Bei europäischem Schwarzwild führt die Infektion zu sehr schweren, aber unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemproblemen. Durchfall und Blutungsneigung (Nasenbluten, blutiger Durchfall, Hautblutungen) können ebenfalls auftreten. Erkrankte Tiere zeigen mitunter eine verringerte Fluchtbereitschaft („Liegenbleiben in der Suhle“) oder andere Auffälligkeiten wie Bewegungsunlust und Desorientiertheit. Die Erkrankung betrifft alle Altersklassen und Geschlechter gleichermaßen und führt in nahezu allen Fällen zum Tod des Tieres etwa innerhalb einer Woche. Beim Aufbrechen der Stücke sollte auf vergrößerte, „blutige“ Lymphknoten, eine vergrößerte Milz und feine, punkt- oder flächenförmige Blutungen in den Organen, der Haut oder Unterhaut geachtet werden. Die Lunge und die Atemwege sind häufig mit Schaum gefüllt. Das Fehlen solcher Auffälligkeiten schließt nicht aus, dass es sich dennoch um ASP handelt. In Schweinebeständen in Afrika überleben Tiere häufig eine Infektion.
Wie viele Wildschweine gibt es in Deutschland?
Derzeit gibt es noch keine wissenschaftliche Methode, um Wildschweine zu zählen. Lediglich grobe Schätzungen sind möglich. Ausgehend von der durchschnittlichen jährlichen Reproduktionsrate von 230 Prozent (Tierärztliche Hochschule Hannover) und der DJV-Streckenstatistik (2016/17: knapp 600.000 Wildschweine) liegt der Frühjahrsbestand bei etwa 300.000 Tiere. Diese Schätzung basiert auf der Annahme, dass Jäger nahezu den gesamten Nachwuchs abschöpfen. Bezogen auf den Herbstbestand erlegen Deutschlands Jäger also bereits jährlich zwei Drittel der Schweine.
Wie ist die ASP übertragbar?
Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände übertragen werden. Unter ungünstigen Bedingungen kann ein unachtsam entsorgtes Wurstbrot ausreichen, um die Seuche einzuschleppen und auch in Deutschland Ausbrüche zu provozieren. Besonders effizient ist die Übertragung über Körperflüssigkeiten, besonders Schweiß (Blut). Kleinste Tropfen reichen für eine Infektion.
Ist ASP ansteckend für den Menschen?
Die Afrikanische Schweinepest zählt nicht zu den Zoonosen und kann dementsprechend nicht auf den Menschen übertragen werden. Haus- und Wildschweine sind gleichermaßen empfänglich für das Virus.
Kann infiziertes Schweinefleisch gegessen werden?
Infiziertes Schweinefleisch ist völlig ungefährlich für den Menschen und könnte gegessen werden. Um eine Verschleppungsgefahr allerdings komplett auszuschließen, sollten infizierte Schweine nicht zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Nachweislich wurde die Seuche beispielsweise von der Ukraine ins Baltikum über kontaminierte Rohwurst eingeschleppt.
Wie schnell breitet sich die ASP aus?
Die natürliche Ausbreitung der ASP über Wildschweine geht langsam voran und beträgt nach Angaben der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA mit höchstens 25 Kilometern pro Jahr. Besorgnis erregend ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit über den Menschen: Auf Transitstrecken kann sich das Virus mit 90 Kilometern pro Stunde fortbewegen - beispielsweise im Schlamm in den Radkästen eines Lkw oder über kontaminierte Lebensmittel aus (Wild-)schweinfleisch (z.B. Salami, Räucherschinken). Das Virus kann selbst am Schuh mehrere Monate überleben. Biosicherheit an Parkplätzen, Bahnhöfen oder Grenzübergängen ist besonders wichtig, also beispielsweise verschlossene Abfallbehälter: Ein unachtsam entsorgtes Wurstbrötchen reicht, um die Seuche nach Deutschland zu bringen.
Welche Rolle spielen Wolf und andere Fleisch- und Aasfresser wie Fuchs bei der Ausbreitung der ASP?
Nach Auskunft des Freidrich-Loeffler-Instituts kann sich das Virus der Afrikanischen Schweinepest nur in Schweinen vermehren und wird daher nicht von Beutegreifern oder Aasfressern ausgeschieden, die es mit einem gerissenen Stück Schwarzwild oder an einem Kadaver aufgenommen haben. Alle Prädatoren, Greifvögel und Aasfresser könnten prinzipiell eine mechanische Vektorfunktion haben, wobei es keine Hinweise gibt, dass eine spezielle Art einen größeren Einfluss hat. Der Wolf nimmt keine Nahrungsvorräte über lange Distanzen mit, wie es der Mensch tut. Eine direkte Verschleppung ist somit unwahrscheinlich. Es gibt keine Hinweise, dass sich das Virus längerfristig über kontaminierte Zähne oder Haare übertragen lässt. Insbesondere Aasfressern kommt unter Umständen sogar eine positive Rolle bei der Beseitigung von Kadavern zu.
Die Schweinepest steht vor der Tür. Was muss jetzt getan werden?
Der Fokus muss auf Maßnahmen der Prävention liegen. Dazu gehört es, Wildschweine mit allen legalen Mitteln zu bejagen, vornehmlich junge Bachen. Ziel ist es, die Bestandsdichte und den Zuwachs weiter zu reduzieren. Ein weiterer Fokus muss auf der Biosicherheit liegen: Entlang von Transitstrecken sind verschlossene Abfallbehältnisse wichtig, damit Wildtiere infizierte Fleisch- und Wurstreste nicht verschleppen können. Ein dritter Fokus muss auf Früherkennung liegen: Verdächtige Wildschwein-Kadaver müssen vor Ort liegen bleiben und der zuständige Amtstierarzt muss umgehend informiert werden. Ein Abtransport des Kadavers ist wegen der Verschleppungsgefahr nur in einem dichten Behälter zulässig.
Wie stehen Jäger zum Wegfall von Beschränkungen bei der Wildschweinjagd?
Eine Aufhebung von Schonzeiten sehen wir unkritisch. In der jetzigen Phase der Prävention ist allerdings der Elterntierschutz nicht verhandelbar: Eine Bache mit abhängigen Frischlingen darf nicht erlegt werden. Es macht Sinn, verstärkt junge weibliche Wildschweine zu bejagen. Die bis 2-jährigen Tiere tragen maßgeblich zur Fortpflanzung bei: 7 von 10 Frischlingen werden von jungen Bachen geboren.
Was fordern die Jäger, um besser jagen zu können?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die eine Bejagung von Wildschweinen erleichtern und dringend umgesetzt werden sollten:
- Anlegen von Bejagungsschneisen im Frühjahr - in allen Feldkulturen, z.B. Raps, Mais, Weizen
- Aufheben von Jagdverboten in Naturschutzgebieten, insbesondere in Schilfgebieten und Bruchwäldern. Dort halten sich Wildschweine bevorzugt auf.
- Aufheben von Jagdruhezeiten
- Aufwandsentschädigung für Monitoring und Beprobung (Trichinen, Blut- und Tupferproben) sowie ausreichend Probeabgabestellen
- Unterstützung bei der Verkehrssicherung für Bewegungsjagden (weniger Bürokratie, Kostenübernahme und Personal)
Was ist von der angeblichen Forderung des Bauernverbandes zu halten, 70 Prozent der Wildschweine abzuschießen?
Die Forderung, den Bestand um 70 Prozent zu reduzieren, ist haltlos, weil keine Bezugsgröße genannt wird – weder räumlich noch zeitlich. Die Zahl beruht ausschließlich auf mathematischen Modellen der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA für den Fall eines Ausbruchs der Schweinepest und hat nichts mit der praktischen Umsetzbarkeit zu tun. Bezugsgröße ist hier lediglich das klar umgrenzte Seuchengebiet. Maßnahmen wie Aushungern, Vergiften oder Schießen sind nur einige, die in Frage kommen, um dieses Ziel im Ernstfall möglichst zu erreichen (EFSA AHAW Panel, Scientific opinion on African swine fever. EFSA Journal 2015:13(7):4136, 92pp).
Welche Maßnahmen müssen bei einem ASP-Ausbruch eingeleitet werden?
Es gibt kein Allheilmittel gegen die Afrikanische Schweinepest. Ganz besonders wichtig ist die Früherkennung: Wenn ein Ausbruch umgehend gemeldet wird, können Maßnahmen eingeleitet werden, um die Verbreitung sofort zu unterbinden. Gemeinsam mit dem Friedrich-Loeffler-Institut hat der DJV einen Maßnahmenkatalog nach dem Werkzeugkasten-Prinzip entwickelt: Je nach Jahreszeit, Topographie oder Vegetation müssen unterschiedlichste Maßnahmen kombiniert werden. Der Maßnahmenkatalog hat Empfehlungscharakter, die Krisenstäbe vor Ort müssen im Seuchenfall dann die besten Maßnahmen kombinieren. Am besten ist es, wenn die Verantwortlichen bereits jetzt mögliche Szenarien durchdenken.
Der ASP-Maßnahmenkatalog von FLI und DJV: http://www.jagdverband.de/sites/default/files/2017-10%20DJV-FLI_2_Massnahmenkatalog-ASP.pdf
Wie stehen Sie zum Einsatz von Nachtzielgeräten oder Sauenfängen?
Der Einsatz von Nachtzielgeräten ist waffenrechtlich verboten. Ob mit deren Einsatz ein langfristiger Jagderfolg zu erreichen ist, bleibt fraglich. Der Einsatz von Sauenfängen ist unter Tierschutzaspekten und Effektivität kritisch zu hinterfragen. Abgesehen von wenigen Ausnahmeregelungen ist der Einsatz von Saufängen in Deutschland verboten.
Was sollten Jäger in Hinblick auf Jagdreisen beachten?
Jäger sollten Regionen, die von der ASP betroffen sind, unbedingt meiden. In Osteuropa, insbesondere in Polen, Tschechien, im Baltikum, der Ukraine, Weißrussland sowie Russland gibt es regionale Seuchenherde. Jäger müssen auf Biosicherheit achten: Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge und Jagdausrüstung müssen gründlich gereinigt oder desinfiziert werden.
Vorbeugende Maßnahmen für Jäger:
http://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/T/tiergesundheit/Downloads/Flyer_ASP_Jaeger.pdf?__blob=publicationFile&v=1
Bildmaterial zur Veranschaulichung der ASP-Krankheitsanzeichen für Jäger:
http://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/T/tiergesundheit/ASP_Fotos_Jaeger.html